Die nachfolgende Beschreibung ist nicht der Text
der Originalnorm oder Prüfanweisung sondern eine Zusammenfassung des Prüfverfahrens
im allgemeinen, mit den wichtigsten Merkmalen wie Einsatzgebiet und Anwendungsweise
mit zum Teil eigenen Interpretationen. Die genormten Hinweise und Daten zu diesem Thema
entnehmen sie bitte der oben genannten Norm oder dem Stahl-Eisen-Prüfblatt.
Das Stahleisenprüfblatt 1520 hat Gültigkeit
für Stähle deren Legierungsanteil nicht über 5 % liegt und die in einem
Kohlenstoffbereich zwischen 0,1 und 1,2 % angesiedelt sind. Entgegen älterer Ausgaben
gilt es somit nicht nur für Wälzlagerstähle sondern auch für Bau-
und Werkzeugstähle. Bei der Beurteilung wird auf die Größe, Form, Anordnung
und die Mengenverteilung von Karbiden eingegangen. Im Allgemeinen werden für die
Beurteilung der Reihen 1 bis 5 Querschliffe (oder auch Längsschliffe) und für
die Reihen 6 und 7 zwingend Längsschliffe hergestellt. Die Proben werden geschliffen
und poliert. Für die Ätzung wird alkoholische Salpetersäure oder alkoholische
Pikrinsäure (für die Reihen 1 - 4) benutzt. Für die Erprobung der Reihen
5 bis 7 werden die Proben im Regelfall zuvor gehärtet. Die Schliffe für die
Beurteilung der Reihen 5 bis 7 werden mit 10 prozentiger Salpetersäure geätzt
(Tiefätzung).
Die Angabe von Kennwerten erfolgt nach dem Schema Merkmalsart.Merkmalsstufe
z. B. 2.2 oder 3.4 Die Benutzung eines Meßkreises im Okular (d = 0,8 mm) vereinfacht
die Beurteilung, da dann die Bewertungsausschnitte direkt mit den Richtreihenbildern
vergleichbar sind. Die Schliffe werden unter dem Mikroskop bei verschiedenen Vergrößerungen
beurteilt. Die Beurteilung der Reihen 1 , 6 und 7 erfolgt bei einer Vergrößerung
von 100:1 . Bei den Reihen 2 , 3 und 4 ist eine 1000 fache Vergrößerung
anzuwenden. Reihe 5 wird bei 200:1 ausgewertet.
Die Bildtafel ist in 7 Reihen aufgeteilt,
die in 10 Zeilen unterteilt sind (Reihe 2 nur 6 Zeilen).
Bei der Bewertung des Einformungsgrades bzw. des Perlitanteils
wird der Flächenanteil des Umwandlungsgefüges (bspw. des Perlit) auf den
Grad des Strukturzerfalls hin überprüft. Perlitlamellen die noch als solche
zu erkennen sind gelten als nicht eingeformt. Karbide die nahezu rundlich sind (bspw.
besser als Länge/Breite Verhältnis von 3:1) gelten als eingeformt. Das Verhältnis
von eingeformtem Zementit zum Anteil an Restlamellen ergibt den Einformungsgrad. Körner
mit freiem Ferrit (karbidfreie Bereiche) werden bei der Anteilsberechnung nicht berücksichtigt.
Problematik :
Die Norm ist in der Anwendung der Vergleichsbilder
nicht eindeutig beschrieben und läßt gelegentlich einen gewissen Interpretationsspielraum
zu. Die Vergleichsbilder passen nicht immer zu den zu untersuchenden und zu bewertenden
Schliffbildern, was zum Teil auch auf werkstoffbedingte Variationen im Gefüge,
des Erschmelzungsverfahrens und der Umformung zurückzuführen ist. Insbesondere
ergeben sich oft Bewertungsschwierigkeiten hinsichtlich der Bildreihen 5 und 7 da diese
beiden Reihen zwei Merkmale in sich vereinen. Bei Reihe 5 steigt neben dem Grad der
Geschlossenheit gleichzeitig auch die Dicke des Netzwerks. In Fällen in denen
nicht gleichzeitig beide Merkmale einem Vergleich standhalten ist ein Kompromiss zu
suchen. Die Reihe 7 zeigt aufsteigende Zeilenbreiten wobei aber die dargestellte Dichte
der Karbide innerhalb der Zeilen nur sehr selten so stark vorkommt. Seigerungsbereiche
in echten Schliffen setzen sich vereinzelt aus nahe beieinanderliegenden Einzelzeilen
zusammen. In Fällen in denen die Bewertungskriterien nicht voll zutreffen ist
ein angemessener Kompromiss einzugehen. Eine kräftigere Ausbildung beim Netzwerk
sowie eine höhere Dichte innerhalb von Zeilen hat sicherlich einen größeren
negativen Einfluss als ein gut ausgebildetes aber feines Netzwerk oder eine breitere
Zeile die aber nur eine geringe Karbiddichte aufweist. Locker angeordnete Karbide oder
ein dünnes Netzwerk sind gütemäßig sicherlich günstiger einzustufen
als dicht angeordnete Karbide oder eine dicke Belegung der Korngrenzen. Bei der Beurteilung
und Zuweisung der Kenngrößen sollte diesem Umstand Rechnung getragen werden.
Erklärungen und Beispielbilder zu den verschiedenen
Reihen :
Reihe 1 - Ferritanteil FA : Flächenanteil von freiem Ferrit im Schliff
Innerhalb der Korngrenzen dieser Körner
sind nahezu keine Karbide mehr vorhanden
Mit steigender Bildnummer nimmt der Anteil
an freiem Ferrit ab
Bereich : FA 1.0 bis FA 1.9
Bild 0 ca. 99% und Bild 9 ca. 1%
Ermittlung der Kennwerte : Übersicht über den Querschnitt

Reihe 2 - Karbidgröße CG : Größe der globularen Karbide
Mit steigender Bildnummer nimmt der Karbiddurchmesser
zu
Die Anzahl der Karbide wird geringer
Bereich : CG 2.0 bis CG 2.5
Bild 0 ca. 0,2 µm , Bild 2 ca. 1
µm und Bild 5 ca. 3 µm
Ermittlung der Kennwerte : Vorherrschende Karbidgröße

Reihe 3 - Perlitanteil PA : Flächenanteil von lamellarem Perlit im globularen Perlitanteil
Mit steigender Bildnummer nimmt der Anteil
an lamellarem Perlit zu
Bei der Beurteilung wird nur der mit Karbiden
bedeckte Bereich ausgewertet
Freier Ferrit wird nicht mit einbezogen
Bereich : PA 3.0 bis PA 3.9
Bild 0 ca. 0% und Bild 9 ca. 90%
Ermittlung der Kennwerte : Vorherrschender (und eventuell maximaler) Perlitanteil

Reihe 4 - Karbidnetzwerk CN : Menge und Einformung von Korngrenzenkarbiden (geglühter
Zustand)
Es werden Geschlossenheit und Dicke des
Netzwerks berücksichtigt
Ein Netz wird durch mehrere in einer Linie
liegende Karbide gekennzeichnet
Die einzelnen Karbide eines Netzwerks sind
gestreckt (Länge/Breite >= 5:1)
Bereich : CN 4.0 bis CN 4.9
Bild 0 zeigt kein und Bild 9 ein geschlossenes
Netzwerk
Ermittlung der Kennwerte : Vorherrschendes Karbidnetzwerk

Reihe 5 - Karbidnetzwerk CN : Menge und Einformung von Korngrenzenkarbiden (gehärteter
Zustand)
Es werden Geschlossenheit und Dicke des
Netzwerks berücksichtigt
Die Werte sind nicht direkt mit der Reihe
4 vergleichbar
Bereich : CN 5.0 bis CN 5.9
Bild 0 zeigt kein und Bild 9 ein sehr starkes
geschlossenes Netzwerk
Ermittlung der Kennwerte : Vorherrschendes Karbidnetzwerk

Reihe 6 - Karbidzeiligkeit CZ : Karbidzeiligkeit in geschlossener Form
Die Abstufung der Bilder erfolgt nach Breite
und Häufigkeit der Zeilen
Bereich : CZ 6.0 bis CZ 6.9
Bild 0 zeigt keine und Bild 9 starke und
sehr breite Zeilen
Ermittlung der Kennwerte : Stärkste Zeiligkeit

Reihe 7 - Karbidzeiligkeit CZ : Karbidzeiligkeit in aufgelockerter Form
Die Abstufung der Bilder erfolgt nach Breite
und Dichte der Zeilen
Bereich : CZ 7.0 bis CZ 7.9
Bild 0 zeigt keine und Bild 9 starke und
sehr breite Zeilen
Ermittlung der Kennwerte : Stärkste Zeiligkeit

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