Die nachfolgende Beschreibung ist nicht der Text
der Originalnorm oder Prüfanweisung sondern eine Zusammenfassung des Prüfverfahrens
im allgemeinen, mit den wichtigsten Merkmalen wie Einsatzgebiet und Anwendungsweise
mit zum Teil eigenen Interpretationen. Die genormten Hinweise und Daten zu diesem Thema
entnehmen sie bitte der oben genannten Norm oder dem Stahl-Eisen-Prüfblatt.
Die DIN 50602 ist aus dem Stahl-Eisen-Prüfblatt
1570 entstanden. Der Reinheitsgrad ist eine Angabe über den Gehalt an nichtmetallischen
Einschlüssen in Form von Sulfiden und Oxiden. Die Ermittlungsverfahren werden
eingeteilt in Verfahren M und K . Die Proben müssen als Längsschliff (längs
zur Verformungsrichtung des Materials) entnommen werden. Die auszuwertende Schlifffläche
muß exakt parallel zur Verformungsrichtung liegen, da die Einschlüsse ansonsten
in ihrer Längenausdehnung abgeschnitten werden. Die Proben werden sorgfältig
geschliffen und nicht zu lange poliert. Ein Ausbrechen der Einschlüsse ist zu
vermeiden, da es ansonsten zu Fehlbeurteilungen kommen kann.
Die Bildreihentafel ist in 10 Spalten gegliedert die
jeweils in 9 Reihen unterteilt sind. Karakterisiert werden bei den Sulfiden "strichförmige Zeilen" (Typ SS) dünne und dickere Einschlusszeilen. Die Oxide sind
in die Einschlussformen "aufgelöste
Zeilen" (Typ OA), "strichförmige Zeilen" (Typ OS) und "globulare
Einschlüsse" (Typ OG) aufgeteilt.
Die Einschlusstypen OA und OS sind jeweils in die drei Spalten dünne und dickere
Einschlusszeilen sowie Mehrfachzeilen unterteilt. Beim Typ OG wird zwischen Einzeleinschlüssen
und mehreren Einschlüssen innerhalb eines Blickfeldes unterschieden.
Folgende Einschlußtypen werden unterschieden
:
Spalte 0 - 1 : Einschlußtyp SS -
Sulfidische Einschlüsse in Strichform
Beispiele zu dünnen Zeilen - Spalte 0
; dicken Zeilen - Spalte 1

Spalte 2 - 4 : Einschlußtyp OA -
Oxidische Einschlüsse in aufgelöster Form (Aluminium-Oxide)
Beispiele zu dünnen Zeilen - Spalte 2
; dicken Zeilen - Spalte 3 ; Mehrfachzeilen - Spalte
4


Spalte 5 - 7 : Einschlußtyp OS -
Oxidische Einschlüsse in Strichform (Silikate)
Beispiele zu dünnen Zeilen - Spalte 5
; dicken Zeilen - Spalte 6 ; Mehrfachzeilen - Spalte
7


Spalte 8 - 9 : Einschlußtyp OG -
Oxidische Einschlüsse in globularer Form
Beispiele zu einzelnen Oxiden - Spalte 8
; mehrfachen Oxiden - Spalte 9

Die neun Bilder einer Bildreihe mit den Größenkennziffern
0 bis 8 zeigen unter der Größenkennziffer
0 den kleinsten auswertbaren mikroskopischen Einschluß
und unter der Größenkennziffer 8 sind große, zum Teil schon makroskopische,
Einschlüsse dargestellt. Die Schliffe werden bei einer Vergrößerung
von 100:1 ausgewertet wobei dies der Vergrößerung der Richtreihenbilder
entspricht. Die Schliffauswertung wird
meist direkt am Mikroskop, unter Zuhilfenahme eines Teilkreises (d = 0,8 mm) im Okular,
durchgeführt. Das im Mikroskop sichtbare Bild wird dem Bild der Richtreihe zugeordnet
dass am ehesten einem der Bilder aus der Richtreihe entspricht. Werden Einschlüsse
ermittelt die größer bzw. länger als der Durchmesser des Teilkreises
sind so werden die Maßangaben am unteren Rand des Vergleichsbildes zur Bewertung
herangezogen. Einschlüsse die eine größere Länge aufweisen als
in der Richtreihe dargestellt, werden mit der Kennziffer 9 bewertet. Die beobachteten
nichtmetallischen Einschlüsse werden in der Schreibweise Einschlußtyp.Einschlußgröße bezeichnet, z. B. für Sulfide 1.2 oder für Oxide
5.3 .
Verfahren M :
Bei dem Verfahren M soll ermittelt werden welche maximalen
Einschlüsse der verschiedenen Arten und Ausbildungsformen in den zu prüfenden
Proben vorkommen. Die Schlifffläche soll etwa 200 mm² betragen. Dabei werden
von allen Einschlusstypen (SS, OA, OS und OG) die jeweils größten gefundenen
(direkter Vergleich Blickfeld mit der Vergleichsrichtreihe) in einer Tabelle oder im
Prüfprotokoll vermerkt. Bei mehreren Einzelproben zu einem Prüflos ist für
die verschiedenen Typen eine Mittelwertbildung zulässig.
Beispiel für die Darstellung der Prüfergebnisse
nach Verfahren M
Schliff
Nr. |
ermittelte maximale Einschlußgrößen |
SS |
OA |
OS |
OG |
1 |
3 |
4 |
3 |
2 |
2 |
5 |
4 |
3 |
3 |
3 |
5 |
5 |
4 |
2 |
Mittelwert |
4,3 |
4,3 |
3,3 |
2,3 |
Verfahren K :
Bei dem Verfahren K werden alle nichtmetallischen Einschlüsse
ab einer festgelegten Einschlußgröße erfasst. Die zu prüfende
Fläche des Schliffs soll mindestens 100 mm² betragen. Es werden dabei alle
Einschlüsse (SS, OA, OS und OG) ab einer festgelegten Einschlußgröße
erfasst (jeweiliger direkter Vergleich des Blickfeldes mit der Vergleichsrichtreihe).
Dies bedeutet dass z.B. bei der Ermittlung des K4-Wertes alle Einschlüsse ab der
Größenkennziffer 4 in die Bewertung einbezogen werden. Einschlüsse
kleiner Größenkennziffer 4 finden in diesem Beispiel keine Beachtung. Die
sulfidischen und die oxidischen Einschlüsse werden getrennt gezählt und aufgeschrieben.
Die Anzahl der je Einschlußtyp und je Größenkennziffer erfassten Einschlüsse
wird mit den entsprechenden Faktoren (Wertigkeit der gefundenen Einschlüsse) multipliziert,
anschließend zu Summen addiert und auf eine Bezugsfläche von 1000 mm²
umgerechnet. Die Wertzahlangabe kann entweder getrennt nach Oxiden und Sulfiden (z.
B. K4 Oxid Wertzahl = 5 oder Summenkennwert K4 Oxide = 5) erfolgen oder es wird eine
gemeinsame Wertzahl für beide Einschlußtypen ermittelt (z. B. K4 Oxid und
Sulfid Wertzahl = 8 oder Gesamtsummenkennwert K4 = 8). Durch die Umrechnung auf eine
Einheitsgröße von 1000 mm² ist eine Vergleichbarkeit mit anderen Prülosen
oder Chargen gewährleistet. Die Dokumentation kann in einem tabellarischen Prüfprotokoll
erfolgen.
Beispiel einer Auswertung zu Verfahren K 4
|
|
Anzahl der Einschlüsse nach Größenkennziffer |
1. Zwischen-
summe |
|
|
Probe
Nr. |
Schliff-
fläche |
Typ
Faktor |
0
0,05 |
1
0,1 |
2
0,2 |
3
0,5 |
4
1 |
5
2 |
6
5 |
7
10 |
8
20 |
Sulfid |
Oxid |
1 |
450 |
SS |
|
|
|
|
3 |
1 |
1 |
|
|
10 |
|
OA |
|
|
|
|
3 |
2 |
|
|
|
|
7 |
OS |
|
|
|
|
|
2 |
|
|
|
|
4 |
OG |
|
|
|
|
1 |
|
|
|
|
|
1 |
2 |
400 |
SS |
|
|
|
|
6 |
1 |
|
|
|
8 |
|
OA |
|
|
|
|
3 |
1 |
1 |
|
|
|
10 |
OS |
|
|
|
|
2 |
|
1 |
|
|
|
7 |
OG |
|
|
|
|
2 |
1 |
|
|
|
|
4 |
|
850 |
2. Zwischensumme |
18 |
33 |
bezogen auf 1000 mm² |
Summenkennwert K 4 = |
21 |
39 |
bezogen auf 1000 mm² |
Summenkennwert K 4 = |
60 |
|