Thema : DIN 50601

Ermittlung der Ferrit- oder Austenitkorngröße
von Stahl und Eisenwerkstoffen

Die nachfolgende Beschreibung ist nicht der Text der Originalnorm oder Prüfanweisung sondern eine Zusammenfassung des Prüfverfahrens im allgemeinen, mit den wichtigsten Merkmalen wie Einsatzgebiet und Anwendungsweise mit zum Teil eigenen Interpretationen. Die genormten Hinweise und Daten zu diesem Thema entnehmen sie bitte der oben genannten Norm oder dem Stahl-Eisen-Prüfblatt.

Die DIN 50601 wurde durch die DIN EN ISO 643 ersetzt und verliert dadurch ihre Gültigkeit.

Die Ermittlung der Ferrit- und Austenitkorngröße wird mikroskopisch bei einer Vergrößerung von 100:1 durchgeführt. Unterstrukturen, wie z. B. Zwillingslinien bei Austeniten, werden nicht als Korngrenzen sondern dem Korn zugehörig gewertet. Im geätzten Schliff erscheinen die einzelnen Körner als Flächen die sich von den anderen Körnern durch ausgeprägte Korngrenzen abgrenzen. Im Schliffbild ist meist ein Gemisch aus unterschiedlichen Körnern vorhanden. Die Bestimmung der Korngröße kann nach unterschiedlichen Methoden vorgenommen werden.
   1. Vergleichsverfahren
   2. Linienschnittverfahren
   3. Flächenauszählverfahren

Vergleichsverfahren :
Für die Bestimmung nach dem Vergleichsverfahren werden die ausgewählten Blickfelder mit der Richtreihe verglichen. Entweder wird das direkte Okularbild oder eine Mattscheibenprojektion für den Vergleich benutzt. Die Beurteilung wird bei einer Vergrößerung von 100:1 durchgeführt, kann aber auch bei anderen Vergrößerungen stattfinden. Maßgeblich ist das Bild der Richtreihe das dem untersuchten Bildausschnitt am nächsten kommt.

Linienschnittverfahren :
Das Linienschnittverfahren findet hauptsächlich bei gestreckten Körnern Anwendung. Bei dem Linienschnittverfahren wird die Auszählung im Okular, auf einer Mattscheibe oder auf Fotos vorgenommen. Die Schnittlinien können entweder gerade oder kreisförmig sein. Die Vergrößerung (in der Regel 100:1) ist so zu wählen, dass durch die Linien mindestens 50 Körner geschnitten werden. Die Gesamtlänge der Linien dividiert durch Anzahl aller geschnittenen Körner ergibt die mittlere Abschnittslänge in mm.

Flächenauszählverfahren :
Es wird die Anzahl der Körner innerhalb eines Meßkreises im Okular, auf einem Foto oder auf einer Mattscheibe ermittelt. Die Vergrößerung (in der Regel 100:1) ist so zu wählen dass mindestens 50 Körner im Meßkreis vorkommen. Der Meßkreis hat eine Fläche von 5000 mm² entsprechend einem Durchmesser von 79,8 mm. Die Anzahl der Körner die vom Kreisrand geschnitten werden, wird durch 2 dividiert, und zu der Kornanzahl im Kreisinneren addiert. Nach der Umrechnung auf die Kornanzahl pro mm² wird der Korngrößenkennwert aus der Tabelle entnommen oder mit Formeln berechnet.

Für die Bestimmung der Austenitkorngröße sind, für Stähle die eine Umwandlung durchmachen, bestimmte Vorbehandlungen zu treffen. Hier sind die Verfahren nach Kohn, Bechet-Beaujard und McQuaid-Ehn zu nennen. An austenitischen Stählen die auch bei Raumtemperatur stabil sind kann die Bestimmung direkt erfolgen.

Aufkohlungsverfahren nach Mc-Quaid-Ehn und Abschreckverfahren nach Bechet-Beaujard

     

Oxidationsverfahren nach Kohn und Direktbestimmung bei umwandlungsfreien Stählen

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