Eisen-Kohlenstoff Diagramm

 

 

Gefüge an den rot gekennzeichneten Stellen :

1)   Schmelze
2)   Schmelze + Delta-Mischkristalle
3)   Schmelze + Gamma-Mischkristalle
4)   Schmelze + Fe3C
5)   Delta-Mischkristalle
6)   Delta-Mischkristalle + Gamma-Mischkristalle
7)   Gamma-Mischkristalle
8)   Gamma-Mischkristalle + Alpha-Mischkristalle
9)   Gamma-Mischkristalle + Fe3C
10)   Alpha-Mischkristalle
11)   Alpha-Mischkristalle + Fe3C

Das Zustandsschaubild Eisen-Kohlenstoff gilt nur für sehr langsame Abkühlungen. Alle Umwandlungen sind vollständig ablaufende Diffusionsvorgänge. Die im Diagramm gestrichelt dargestellten Linien kennzeichnen das stabile System Eisen-Graphit (Fe-C-Diagramm) und die durchgezogenen Linien stellen das metastabile System Eisen-Eisenkarbid (Fe-Fe3C-Diagramm) dar. Der Aufbau der Stähle wird in erster Linie vom metastabilen System bestimmt.

Im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm gibt es drei Umwandlungslinien :
1. Peritektikale - Temperatur 1493° C - Linie H-B (C-Gehalt 0,10 - 0,51 %)
    peritektischer Punkt - I (C-Gehalt 0,16 %)
2. Eutektikale - Temperatur 1147° C - Linie E-F (C-Gehalt 2,06 - 6,67 %)
    eutektischer Punkt - C (C-Gehalt 4,30 %)
3. Eutektoidale - Temperatur 723° C - Linie P-K (C-Gehalt 0,02 - 6,67 %)
    eutektoider Punkt - S (C-Gehalt 0,80 %)
Die bei diesen Temperaturen ablaufenden Umwandlungsvorgänge / Reaktionen werden als peritektische , eutektische und eutektoide Umwandlung bezeichnet.

Im E-K-Diagramm sind folgende Arten von Mischkristallen (MK) und Phasen zu finden :
Homogene Phasen
Delta-MK - kubisch raumzentriertes Gitter - max. C-Gehalt 0,10 % bei 1493° C
Gamma-MK - kubisch flächenzentriertes Gitter - max. C-Gehalt 2,06 % bei 1147° C
Alpha-MK - kubisch raumzentriertes Gitter - max. C-Gehalt 0,02 % bei 723° C
Heterogene Phasen
Perlit - 88 % Ferrit + 12 % Zementit
Ledeburit I (kurz unter 1147° C) - 51,4 % Austenit + 48,6 % eutektischer Zementit
Ledeburit II (kurz unter 723° C) - 51,4 % Perlit mit Sekundärzementit + 48,6 % eutektischer Zementit
Formen des Zementit
Primärzementit - Kristallisation aus der Schmelze entlang der Linie C-D
Sekundärzementit - Ausscheidung aus dem Gamma-MK (Austenit) entlang der Linie E-S
Tertiärzementit - Ausscheidung aus dem Alpha-MK (Ferrit) entlang der Linie P-Q
Eutektischer Zementit - Ausscheidung bei der Erstarrung der Restschmelze zu Ledeburit
Eutektoider Zementit - Ausscheidung bei der Umwandlung von Gamma-MK zu Perlit

Kubisch raumzentriertes Gitter 

      

 

Kubisch flächenzentriertes Gitter 

      

 

Eutektische Umwandlung :
Im Umwandlungsbereich der Eutektikalen laufen folgende Vorgänge ab. Bei Schmelzen mit > 4,3 % Kohlenstoff scheiden sich primär Zementitkristalle (Primärzementit mit 6,67 % C) aus und magern so die restliche Schmelze an Kohlenstoff ab. Diese Legierungen werden als übereutektisch bezeichnet. Liegt der Kohlenstoffgehalt unter 4,3 % scheiden sich zuerst kohlenstoffhaltige Eisenmischkristalle (Gamma-Eisen mit 2,06 % C) aus und reichern so die restliche Schmelze mit Kohlenstoff an. Eine Legierung mit dieser Zusammensetzung nennt man untereutektisch. Mit weiterer Abkühlung scheiden sich immer mehr Kristalle der einen oder anderen Sorte aus, bis bei Erreichen der Temperatur von 1147° C die jetzt noch vorhandene Restschmelze einen Kohlenstoffgehalt von 4,3 % aufweist. Entlang der Linie E-F erstarrt die Restschmelze in einer sogenannten eutektischen Reaktion zu einem Eutektikum aus gesättigten Gamma-Mischkristallen (2,06 % C) und Zementit - Fe3C (6,67 % C). Die Gefügebezeichnung hierfür lautet Ledeburit (Eutektikum - Gefügebestandteil mit 4,3 % C). Gefüge einer untereutektischen Eisen-Kohlenstoff Legierung bestehen aus zerfallenen Gamma-Mischkristallen und Ledeburit. Eutektische Verbindungen bestehen zu 100 % aus Ledeburit und übereutektische Legierungen sind ein Gemisch aus Ledeburit und Primärzementit. Während der weiteren Abkühlung in Richtung 723° C scheidet sich aus den freien Gamma-Mischkristallen und den Gamma-Mischkristallen des Ledeburit immer mehr Sekundärzementit aus. Dabei wird der Gamma-Mischkristall in Abhängigkeit der Linie S-E auf 0,8 % C abgemagert. Bei Unterschreiten der Temperatur von 723° wandeln die noch vorhandenen Gamma-Mischkristalle (Austenit) des Ledeburit in einer eutektoiden Reaktion zu Perlit um (hierzu siehe weiter unten).

Sind in der Ursprungsschmelze Kohlenstoffgehalte von weniger als 2,06 % und mehr als 0,51 % vorhanden so scheiden sich aus der Schmelze zuerst Gamma-Mischkristalle aus. Bei Erreichen der Linie I-E ist die Erstarrung abgeschlossen und es liegt nur noch Gamma-Mischkristall (Austenit) vor. Die weitere Umwandlung bei sinkender Temperatur ist weiter unter beschrieben.

Peritektische Umwandlung :
Ist der Kohlenstoffgehalt < 0,51 % so findet eine Ausscheidung von Delta-Mischkristallen statt. Gamma-Mischkristalle entstehen bei Kohlenstoffgehalten > 0,51 % direkt aus der Schmelze. Bei Kohlenstoffgehalten < 0,51 % durch eine sogenannte peritektische Umwandlung von Delta-Mischkristallen (0,10 % C) und Restschmelze (0,51 % C) zu Gamma-Mischkristallen (0,16 % C). Bei Kohlenstoffgehalten von 0,16 - 0,51 % findet bei 1493° C in einer Reaktion von Delta-MK und Schmelze eine Umwandlung zu Gamma-MK und Schmelze statt. Bei C-Gehalten von 0,10 - 0,16 % erstarrt das Gefüge von Delta-MK und Schmelze zu Delta-MK und Gamma-MK. C-Gehalte von 0,16 % bewirken eine direkte Umsetzung von Delta-MK und Schmelze zu Gamma-MK. Bei der weiteren Abkühlung werden hierbei immer mehr Delta-Mischkristalle zu Gamma-Mischkristallen umgewandelt bis die Linie N-I erreicht ist. Unterhalb der Linie N-I und I-E liegen nur noch Gamma-Mischkristalle vor.

In einem kleinen Existenzbereich und bei Kohlenstoffgehalten von max. 0,10 % (Gebiet A-H-N-A) besteht das Gefüge nur aus Delta-Mischkristallen.

Eutektoidische Umwandlung :
Bei der eutektoiden Umwandlung kommt es zu folgenden Gefügeumwandlungen. Bei weiterer Abkühlung der Legierung findet, bei einem Kohlenstoffanteil von > 0,8 und < 2,06 %, bei Unterschreiten der Linie S-E eine voreutektoide Ausscheidung von Fe3C (Sekundärzementit) statt. Der Kohlenstoffgehalt in den verbleibenden Gamma-Mischkristallen nimmt dadurch stetig ab. Ist der Kohlenstoffanteil < 0,8 %, so scheiden sich mit sinkender Temperatur bei Unterschreiten der Linie G-S kohlenstoffarme Alpha-Mischkristalle aus und die verbleibenden Gamma-Mischkristalle reichern sich mit Kohlenstoff an. Bei Erreichen einer Temperatur von 723° C zerfallen die restlich verbliebenen Gamma-Mischkristalle, die zu diesem Zeitpunkt einen C-Gehalt von 0,8 % aufweisen, zu einem Eutektoid (genannt Perlit - Gemisch aus Alpha-Mischkristallen mit 0,02 % C und eutektoider Zementit mit 6,67 % C). Bei dieser Umwandlungsart bildet sich zuerst an einer Korngrenze des Gamma-Mischkristalls ein kleiner Kristall aus Zementit, der den Kohlenstoff in seinem direkten Umfeld zu seiner Bildung entzieht. Der im angrenzenden Bereich dieser Zementitplatte an Kohlenstoff verarmte Austenit bildet nun Ferritplatten aus und reichert durch ausdiffundierenden Kohlenstoff den restlichen Mischkristall wieder mit Kohlenstoff bis auf 0,8 % an. Dieses Wechselspiel dauert an bis der gesamte Gamma-Mischkristall zu diesem lamellar aufgebauten Gefügebestandteil Perlit umgewandelt ist. Die gesättigten Gamma-Mischkristalle des Eutektikums zerfallen bei dieser Temperatur ebenfalls zu Perlit. Eine Legierung mit 0,8 % Kohlenstoff bezeichnet man als Eutektoid. Bei diesem Kohlenstoffgehalt findet keine voreutektoide Ausscheidung von Ferrit oder Zementit statt. Die Umwandlung erfolgt direkt, bei Erreichen von 723° C, zu Perlit. Nach Überschreiten der Linie P-S-K, wird bei weiterer Abkühlung auf Raumtemperatur, entsprechend der Linie P-Q, aus dem Ferrit und den Ferritlamellen des Perlit noch etwas Kohlenstoff ausdiffundiert (Löslichkeitsgrenze von C bei RT ca. < 0,001 %). Diese Ausscheidungen von Tertiärzementit kristallisieren meist an den Zementit oder die Zementitlamellen des Perlit an und sind im Gefüge nicht oder nur sehr schwer als eigenständiger Phasenanteil zu erkennen. Bei Raumtemperatur besteht das Gefüge einer untereutektoiden Legierung aus Ferrit und Perlit. Eutektoide Legierungen bestehen zu 100 % aus Perlit und bei Kohlenstoffgehalten von 0,8 - 2,06 % liegt ein übereutektoides Gefüge aus Perlit und Sekundärzementit vor. Sekundärzementit ist meistens auf den Korngrenzen zu finden und wird deshalb auch als Korngrenzenzementit bezeichnet.

Legierungen mit sehr geringen Kohlenstoffgehalten von max. 0,02 % bei 723° C bzw. <0,001 % bei RT (Gebiet G-P-Q-G) bestehen nur aus Alpha-Mischkristallen (Ferrit) bzw. aus Ferrit und Tertiärzementit der sich überwiegend an den Korngrenzen ausscheidet.

Umwandlungspunkte im Eisen-Kohlenstoff-Diagramm :
"A" ist die Kennzeichnung für die Haltepunkte (arrest point).
Der Index "r" (refroidissement) wird bei den Haltepunkten auf Abkühlungskurven benutzt.
Der Index "c" (chauffage) wird bei den Haltepunkten auf Erhitzungskurven benutzt.
Die verschiedenen Haltepunkte werden mit Zahlen durchnummeriert. Somit ergeben sich Bezeichnungen wie "Ac1" oder "Ac3". Dies sind auch die wichtigsten Umwandlungspunkte (zumindest für Wärmebehandlungen) in der Stahlecke des Fe3C-Diagramms.
Im ZTU-Schaubild ist "Ac1" der erste Umwandlungspunkt beim Aufheizen des Materials. Er kennzeichnet den Beginn der alpha-gamma-Umwandlung (Beginn der Austenitbildung). Der Umwandlungspunkt "Ac3" kennzeichnet bei untereutektoiden Stählen das Ende der alpha-gamma-Umwandlung (Ende der Austenitbildung). Bei übereutektoiden Stählen ist die Lösung des Sekundärzementits bei Überschreiten der Ac3-Temperatur abgeschlossen. Oberhalb der Ac3-Temperatur liegt dann in beiden Fällen nur noch Austenit vor. Die seltener benutzte Bezeichnung "Ac2" kennzeichnet keine echte Gefügeumwandlung sondern es handelt sich hierbei um den Punkt der Umwandlung magnetisch / unmagnetisch von alpha-Mischkristallen (769° C).
Um die Temperaturen der einzelnen Umwandlungspunkte abzulesen, muss das Eisenkohlenstoffdiagramm, beim entsprechenden Kohlenstoffgehalt auf der X-Achse, in der Vertikalen (beim Aufheizen z.B. von unten nach oben) bis zu einer Umwandlungslinie durchlaufen werden. Die Temperatur wird dann in der Horizontalen auf der Y-Achse abgelesen. So werden z.B. bei einem Kohlenstoffgehalt von 0,4 % folgende Umwandlungspunkte / Umwandlungstemperaturen durchlaufen :
Ac1 : 723° C
Ac2 : 769° C
Ac3 : ca. 785° C
Ac4 : ca. 1450° C
Ac5 : ca. 1493° C
Ac6 : ca. 1507° C
Beispielsweise gibt es bei einem Kohlenstoffgehalt von 1,0 % nur 4 Umwandlungspunkte und bei einem Kohlenstoffgehalt von 0,1 % sind 7 Umwandlungspunkte vorhanden.

 

 

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